Interview mit Whispers in the Shadow

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Mit ihrem Album "The Rites of Passage" ist gerade der dritte Teil ihrer Quadrologie erschienen. Ein guter Grund Ashley ein paar Fragen zum Konzept zu stellen...

GFN: Hi Ashley! Kannst du uns die anderen Bandmitglieder kurz aufzählen und sagen, was sie in der Band machen

Ashley: Also da haben wir: Fork am Bass, Martin Acid an den Keyboards, Reinhard Schwarzinger an den Drums, Lazy Schulz der uns live an der Gitarre unterstützt und meiner einer an Gitarre und Vocals.8

GFN: Wenn du auf jemanden triffst, der WITS nicht kennt, wie würdest du eure Band beschreiben? Was für einer Musikrichtung würdest du euch zuordnen?

Ashley:  Musik die man am besten mit Kopfhörer mit Blick aufs Meer hört, am besten bei Sonnenuntergang. Oder auch dunkler epischer Gothic Rock mit okkultem Hintergrund ist OK. Ich habe auf jeden Fall keine Kategorisierungs-Angst wie so viele andere Musiker. Ich bin Realist zwinkern

GFN: Euer Bandname ist ja durch H.P. Lovecraft beeinflusst. Wie kam es dazu? Wer ist denn bei euch Cthulu Fan zwinkern

Ashley: Ich. Was mich daran fasziniert ist der gesamte Mythos den Lovecraft und seine literarischen Wegbegleiter geschaffen haben. Lovecraft beinhaltet ja mehr als nur ein paar Kurzgeschichten. Sein Mythos ist sowohl ein funktionierendes magisches System, als auch Popkultur und Literatur zugleich. Ich bin mir auch sicher das HPL bewusst oder unbewusst Zugang zu archaischen Schichten des kollektiven Unterbewusstseins gefunden hat. Seine Geschichten, oder vielmehr die Stimmungen die diese erzeugen, sind ganz einfach ein nicht enden wollender Strom der Inspiration für mich.

GFN: Ich habe euch nun schon mehrfach live erlebt (Mera, NCN, etc.) und muss sagen ihr habt eine starke Bühnenpräsenz. Mit eurem Live-Drummer kommt nochmal richtig Atmosphäre auf. Wie wichtig ist dir das Feeling der Show? Auf großen Bühnen wie dem Mera Luna Bühne geht ja viel unter...

Ashley: Danke. Dem stimme ich zu. Whispers war schon immer eine sehr leidenschaftliche Live Band. Lange Zeit haben unsere Studioaufnahmen nie die Tiefe und Kraft unserer Live Auftritte erreicht. Erst mit dem 2008er Album „Into the Arms of Chaos“ wurde dieses Feeling erstmals auch auf Platte erreicht. Live Shows sind für mich noch immer der beste Teil des ganzen Jobs. Ich mag große Bühnen auch viel mehr als kleine, da hat man einfach genug Platz, und wir haben ja nicht gerade wenig Equipment. Bei fünf Leuten kann es da in einem Club sehr eng werden. Der einzige Nachteil bei der Mera Luna Show war wohl das Tageslicht…aber anyway, wir spielen nicht jeden Tag vor zig tausend Leuten. Das hat uns damals schon einiges gebracht, wir haben die Show auch sehr genossen.

GFN: Textlich beziehst du dich sehr auf okkulte Themen. Gerade auf der „Into the Arms of Chaos“  klingt das schon arg nach ritueller Anrufung. Wie stehst du zum Thema Religion? Befasst du dich mit Naturreligion?

Ashley Dayour PicAshley: Das Okkulte zieht sich ja durch alle neueren Alben, schon alleine wenn man die Coverartworks betrachtet, wird der Kenner dieser Materie seine Freude haben.
Da ich mich auch privat mit diesen Themen auseinandersetze war es nur logisch das meine Erfahrung und mein Wissen darüber in die Musik und Texte von Whispers einfließen.
Allerdings hat das alles recht wenig mit Religion im Herkömmlichen Sinne zu tun. Alle Welt-Religionen sind dogmatisch und daher meiner Meinung nach abzulehnen!

GFN: Eure Alben stehen nicht alleine, sondern sind Teil eines Zyklusses. Was hat es genau damit auf sich?

Ashley: Es handelt sich bei den letzten drei Alben, also „Into the Arms of Chaos“, „The Eternal Arcane“ und dem neuen „The Rites of Passage“ um ein zusammenhängendes Konzept. Es wird ein vier Alben Zyklus um die Alchemistischen Stufen der Transformation werden. Jedes Album behandelt eine dieser Stufen. Außerdem bekommt jeder Song ein Symbol zugewiesen das mit dem Thema des Songs korrespondiert. Mir ist es einfach zu wenig „nur“ gute Songs zu schreiben, ich sehe Whispers in the Shadow als ein Gesamtkonzept das weit über die eigentlichen Songs hinausgeht. Aber natürlich habe ich nix dagegen wenn jemand einfach die Musik gut findet und mit dem ganzen Konzept nichts anfangen kann oder es nicht versteht. Ich denk die Songs sind stark genug um auch so gemocht zu werden zwinkern. Ein weiteres Album fehlt nun noch in dieser Reihe.

GFN: Die EP „Lightbringer“ handelt vom gefallenen Engel Lucifer. Ein nettes Wortspiel zwinkern. Licht & Schatten, Schwarz und Weiss. Kann man das so „einfach“ trennen?

Ashley: Nun trennen kann man das überhaupt nicht, da das Eine das Andere bedient. Kein Licht ohne Schatten, kein Dunkel ohne Hell, so wie oben so auch unten.
Luzifer war ja der Lichtbringer bevor er sich mit dem alten Jahwe angelegt hat und einfach keine Lust mehr hatte auf sein Licht aufzupassen, vereinfacht gesagt. Er ist somit ein Archetypus des Revoluzzers. Non Serviam (niemals Dienen) bringt es auf den Punkt. Das eine bedient also das andere. Die Auflösung des Dualismus ist ja das eigentliche Dilemma der Menschheit…

GFN: Darauf bezogen: Es gibt ja viele Shirt Sprüche gerade in der schwarzen Szene, welche die Kirche aufs Korn nehmen. Sind ja alles Fakten... zwinkern Wir haben ja auch unseren hauseigenen „Nicht ganz NORMal?“- Spruch. Spielst du gerne mit Wort(bedeutungen)?

Ashley: Gerade das Englische bietet sich da sogar noch besser an als das Deutsche. Da kann man schöne Spielereien betreiben. Für mich ist es aber besonders wichtig dass alles schön stimmig ist und einen Sinn ergibt, dieser muss sich dem Hörer nicht unbedingt gleich erschließen. Es gibt viele versteckte Anspielungen in meinen Texten, wer sich die Mühe macht und sich damit auseinandersetzt wird sicher das eine oder andere finden und dann ein „aha“ Erlebnis haben.

GFN: Wie gehst du mit Vorurteilen um?

Ashley:  Ach weißt du, das mit den Vorurteilen ist so eine Sache. Es ist ja nicht so dass sie immer vollkommen unberechtigt sind. Ich sehe auch nicht jedes Vorurteil als etwas Negatives an. Bedenklich wird es nur wenn diese rassistisch oder faschistisch sind. Ein Beispiel, wenn jemand zu mir sagt ihr Grufties glaubt doch alle an den Teufel und geht nachts am Friedhof spazieren macht mir das gar nix. Wenn jemand aber sagt alle Roma stinken werde ich sauer. Es kommt also darauf an welches Vorurteil in welcher Beziehung, man kann das nicht so verallgemeinern und wer so gar keine Vorurteile hat kann ja schon mal den ersten Stein werfen zwinkern. Vorurteile sind menschlich. 

whispers v2-6GFN: Ich meine dich auch beim Henke/Coma Divine Konzert an der Gitarre gesehen zu haben. Ist das korrekt? Wie kam es dazu?

Ashley: Ganz richtig. Ich bin Gitarrist bei Coma Divine. Sonja und ich haben ja schon jahrelang bei L’ame Immortelle gemeinsam gearbeitet und es kam dann irgendwann der Wunsch abseits davon gemeinsam Songs zu schreiben. Unser Debüt Album ist letztes Jahr im Sept. erschienen. Anfang Oktober 2012 geht es dann auch wieder auf Tour. Es ist eine willkommene Abwechslung da die Band total anders arbeitet als Whispers, auch tut es gut einfach mal nur Gitarre zu spielen und nicht der Mittelpunkt zu sein.

GFN: GFN ist ja in erster Linie eine Community von Gothic- und Mittelalter- Eltern. Da kommst du natürlich auch  nicht an ein paar familiären Fragen vorbei zwinkern
Haben du oder Mitglieder der Band eigene Kinder?

Ashley: Außer unserem Drummer Reinhard niemand. Was schon erstaunlich ist da wir ja alle schon jenseits der 30 sind zwinkern

GFN: Was antwortet er seinen Kindern, wenn sie fragen, worüber ihr singt? Was würdest du sagen, wenn du Kinder hättest?

whispers v2-1Ashley: Kann ich dir nicht beantworten, da müsstest du Reinhard fragen zwinkern
Wenn ich Kinder hätte denke ich fast schon dass es ihnen gefallen würde.
Wenn nicht auch ok. Wenn sie fragen würden worüber ich singe würde ich sagen: „wenn du ordentlich englisch lernst kannst du’s selber rausfinden“ zwinkern

GFN: Thema Styling: Was tun, wenn die Kinder auch so aussehen wollen^^ Es gibt ja einige Gothic Prinzessinnen bzw. Lords Stylings für Kleine und dann geht es (ab 14) ja richtig los...
Ist das okay für dich/euch? Oder laufen die lieber bunt rum?

Ashley: Für mich wäre das OK. Ich denk aber ab 14 machen sie eh genau das Gegenteil von dem was die Eltern machen, also das ist dann wohl Hip-Hop Styling. Sollte mir auch recht sein, solange sie keinen Fascho Style pflegen kann ich mit allem leben.
Vor allem diese Phase ist ja eine Phase der Selbstfindung, da probieren viele ja einiges aus, das sollte man dann auch zulassen. Den Göttern sei Dank sind die Leute heutzutage ja viel toleranter als noch vor 20 Jahren. Ich habe damals ein paar unschöne Sachen erlebt.

GFN:  Kids hören ja (leider) viel Musik aus dem Äther... Wie gehst du mit Chartmusik um? Ohren zu und durch, oder mitsingen zwinkern? So als Musiker kommt man aus der Klemme ja nicht so leicht raus, wie unsereins zwinkern

Ashley: Das wär bei uns gar nicht möglich. Wir haben weder Fernsehanschluss noch ein funktionierendes Radio. Es ist ja auch nicht alles schlecht was in den Charts läuft, hmm na ja, 95% schon… anyway, ich würde mir einfach meine Kopfhörer aufsetzten dann kann ich meine eigene Musik hören. Ich würde versuchen mittels einer musikalischen Früherziehung es in die richtige Richtung zu lenken, aber hey, wenn die Kids lieber Gaga als Cure hören wollen…warum nicht? Hauptsache sie haben eine schöne Kindheit. Sie wird ohnehin viel zu früh vorbei sein.

GFN: Vielen Dank für das Interview! Wir sehen und in Köln!