Interview mit ALL THE ASHES

5Band des Monats Februar 2012

Seid einiger Zeit verfolgen wir bei GFN den Werdegang der Jungs von ALL THE ASHES.
Nach ihrem Auftritt bei unserem Szenemarkt vor vielen, vielen Jahren hätten wir wohl beide nicht geglaubt, dass GFN in 2012 schon den 20ten Markt feiern und ATA ihre neue CD auf eben jenem Markt präsentieren würde. Zeit endlich mal die Band genauer vorzustellen...

 

GFN: Willkommen als Band des Monats! Wir kennen uns ja schon länger, aber bitte stellt euch den noch Unwissenden vor, wer seid ihr, woher kommt ihr?

ATA: Hallo zusammen, und vielen Dank an das GFN-Team für diese Ehrung! Ein paar Worte zu uns... Wir (Hendrik, Carsten und Marcel) sind All The Ashes aus dem wunderschönen Luftkurort Essen.
Öhm... und wir machen Musik.

GFN: Musikalisch geht es bei ATA in welche Richtung? Man liest ja zumeist nur Vergleiche "ähnlich wie" oder "beeinflusst von"...
Was macht den ATA Sound so speziell?

4ATA: Da wir uns musikalisch irgendwo zwischen Electro und Synthie-Pop bewegen, haben wir uns dazu entschlossen, unseren Stil interpretationsoffen als "Elektropop" zu bezeichnen. So sind wir nicht gezwungen uns in einem engen musikalischen Korsett zu bewegen und können auch mal ungezwungen etwas "ausbrechen". Ein bestimmter Einfluss der 80er auf unseren Sound ist jedoch durchaus erkennbar.

GFN:  Die 80er liegen ja nun einige Jahre zurück, war die Zeit musikalisch innovativer ? Seid ihr zu spät geboren?

ATA: Irgendwie wurde jeder von uns auf seine Art durch die Musik der 80er geprägt.
Wir wollen aber nicht das nachmachen, was viele geniale Bands von früher schon perfekt hinbekommen haben (und das mit unvorstellbaren technischen Mitteln). Wir nehmen einfach das mit, was uns am typischen 80er-Sound gefällt und mixen das mit den weiteren individuellen musikalischen Prägungen der einzelnen Mitglieder. Raus kommt dann etwas, das zwar irgendwie nach 80er klingt, es aber doch nicht ist. Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft.

GFN: Dieses Jahr feiert ihr ja schon 10jähriges Jubiläum! Meinen Glückwunsch (so alt seht ihr gar nicht aus .
Was hat sich in den Jahren bei ATA verändert?

1ATA: Alles hat 2002 als Projekt begonnen, das neben dem Beruf für ein wenig Abwechslung sorgen sollte. In den Folgejahren haben wir das ein oder andere Demo aufgenommen, uns jedoch immer
wieder neu erfunden. Das führte dann dazu, dass alte Sachen in den Schrank kamen und neue Sachen gemacht wurden. Das zog sich eine Weile, ich denke das nennt man Findungsprozess. 2006, als "Schwarz macht Schlank" entstand, ging es eigentlich erst richtig los. Innerhalb der Band gab es anschließend ein wenig Fluktuation.
Nachdem Joachim aus zeitlichen Gründen eher in den Hintergrund rückte und für uns ans Mischpult wechselte, hat sich Hendrik (ehemals Antisphere, Schockraum) für eine Zusammenarbeit mit uns entschlossen. Seither ist er mit im Boot und hat an den Songs auf "Gottesteilchen" schon ordentlich seinen Senf dazu gegeben.

GFN: "Schwarz macht schlank" ist natürlich DER Einsteiger Hit gewesen. Hattet ihr das gehofft/ geahnt, als ihr den Song fertig hattet?

ATA: Gerade noch erwähnt. Ja, Schwarz Macht Schlank hat uns selbst überrascht. Da sitzt man an manchen Songs wochenlang, schraubt hier, schraubt da, hat sich den Song leid gehört, verwirft etwas, zieht den Song neu auf, ändert die Vocals... Es gibt da immer so einen Point of no return. Kriegt man den Song bis dahin nicht fertig, wird da auch nix mehr draus. Schwarz Macht Schlank ist glaube ich der am Schnellsten produzierte Song von uns. Carsten hatte damals das Hauptmotiv gebastelt, ich hatte sofort die Textidee und habe den an einem Nachmittag fertiggestellt. Eine Woche später war der Track im Kasten und wurde an die ein oder anderen DJs zum Antesten verschickt. Ab da kam nichts mehr - dachten wir. Bis wir nämlich auf den Song angesprochen wurden oder den selbst beim Weggehen in den Clubs gehört haben. Die Google-Recherche war dann der Spaß überhaupt, da wir überhaupt nichts davon mitbekamen, wie weit der Song sich schon durch die Clubs der Szene arbeitete.

2GFN: Der Song wurde aber auch mächtig unterstützt durch schöne Karaoke-Sing-along Internetversionen oder Riesen T-Shirt Aufdrucken (Gruss an Jürgen!).
Hat das viel ausgemacht? Was denkt ihr in Bezug auf die "neuen Medien" Vorteil oder Nachteil für aufstrebende Bands?

ATA: Das kam alles eigentlich erst nach dem ersten Schwung. Das ging dann auch ziemlich schnell, dass wir plötzlich Anfragen für die Erstellung eines Videos (Gruß an die Mädels und Jungs von Schwarzes Pech e.V.) , die Verwendung für Radiosendungen oder kleinere TV-Sendungen (Gruß an Fabs von Schwarzbild TV) erhielten. Irgendwie lief das Teil von selbst und es hat 'n Heidenspaß gemacht, dies aufmerksam zu verfolgen.
In den "Neuen Medien" kann man gerade als Musiker durchaus Vorteile sehen! Wenn man sich überlegt dass SMS hierdurch von selbst seinen Weg zu den Hörern gefunden hat, hat uns dies doch einiges an Arbeit  erleichtert. Und für die Publikation von Songs bieten sich bspw. durch den digitalen Vertrieb oder die "direkte" Art von Werbung auch Möglichkeiten, neues Material schnell einer Vielzahl von potentiellen Hörern zugänglich zu machen. Da hat am Ende doch jeder was von.

GFN: Ja und nun ist endlich nach langem Warten das neue Album "Gottesteilchen" erschienen. Nochmal Glückwunsch! Was hat solange gedauert?

ATA: Die oben schon erwähnte Bandinterne Umstrukturierung hat definitiv eine Menge Zeit gefressen. Wir mussten uns daraufhin etwas umstellen, Hendrik sollte ebenfalls seinen Anteil an der Platte bekommen.
Dann wurde alles nochmal durchdacht, ein paar Sachen flogen raus, oder rein.

GFN: Die CD ist ja etwas "bunter" als bisher. Also jetzt nicht vom Layout eher die Mischung der Songs. Was ist die Geschichte dahinter?

6ATA: Die Mischung ist auf jeden Fall vorhanden, schön dass Dir das auffällt! So kannst Du eigentlich die Entstehungsgeschichte des Albums schon recht gut selbst verfolgen, da das Album letztlich einen
Querschnitt der letzten sagen wir 2 1/2 Jahre unserer Schaffensperiode darstellt. Bestimmte Songs fügten sich recht gut in die jetzige Mischung ein und wurden von uns auch wieder "ausgekramt". Wenn man bedenkt dass SMS eigentlich eine EP (mit Fokus auf den Titelsong) war, wollten wir mit dem jetzigen Album vielmehr genau diesen Querschnitt des ATA-Spektrums darstellen.

GFN: Marcel, du singst ja alle Stimmen auf der CD. Ist das nicht stressig? Wäre eine weitere Gesangsstimme für den Background nicht "einfacher", auch wenn Carsten nicht selber ran will?

ATA: Stress ist was anderes, ganz im Gegenteil! Meist überlege ich mir zu Hause schon Gesangsparts und "baue" die in die Songs ein. Fertig gemacht wird dann alles im Studio. Da versuchen wir dann die Harmonien bzw. die Betonung, die sich durch diese Mehrstimmigkeit ergeben kann, nochmal neu aufzugreifen und mit dem Song in Einklang zu bringen. Live wird dies aber in Zukunft mit Unterstützung durch Hendrik geschehen!
Das haben wir im September in Stralsund erstmalig ausprobiert und das passte schon sehr gut.

GFN: Weit vorab auf der Geburtstagsparty der GIP 2011 konnte man ja schon ein neues Stück der CD hören.
Das Cover zu "Hate is just a four letter word". Wie kam es zu dem Cover?

ATA: Wir haben uns irgendwann mal gesagt, wenn wir einen Song covern, dann diesen. Man kann ihn mögen oder auch nicht, aber definitiv ist der Song außergewöhnlich und prägend. Und Du glaubst nicht wie lange wir hin- und herüberlegt haben, da gerade bei diesem Song eigentlich mehr schief gehen kann als bei anderen. Da hört jeder genau hin, und wehe man verhunzt diese Hymne. Das war uns bewusst, aber wir sahen das als Herausforderung. Demzufolge haben wir auch besonders darauf geachtet, die Seele des Songs aufzugreifen und nicht neu zu erschaffen. Wir wollten keinen Remix, wir wollten ein Cover im ATA-Gewand. Und wir waren und sind auf die Reaktionen gespannt!

GFN: Gothic-Family.Net ist in erster Linie eine Eltern Community. Da stellt sich natürlich die Frage zu euren Familienständen wie von selbst
Sind Kinder vorhanden? welche für die Zukunft anvisiert?

ATA: Wäre Hendrik nicht dabei, wären wir eine Kinderlose Band. Und wären es nach aktuellem Kenntnisstand auch geblieben! Hendrik ist jetzt unser Vorzeige-Papa.

GFN: Da die Welt ja Ende des Jahres eh kolabiert, muss man sich um die Zukunft ja keine grossen Sorgen machen.
Was wären den eure Sorgen für die Zukunft eurer Nachkommen? Was ist für euch wichtig? Habt ihr bestimmte Werte, die ihr weitergeben wollt? Marcel arbeitet ja auch im sozialen Bereich und kennt die vielen Schattenseiten des Lebens...

8ATA: Wir haben eine dieser Schreckensvisionen ja auf dem Titelsong unseres Albums verwendet, wenn auch beiläufig. Wer sich mit dem Teilchenbeschleuniger CERN in der Schweiz beschäftigt hat, hat mit Sicherheit auch die Diskussionen mitbekommen, dass bei der Kollision der Teilchen auch kleine schwarze Löcher entstehen können sollen. Vielleicht passiert das ja in 2012, dann werden wir alle gefressen. Das wäre aus sozialer Sicht zumindest fair, denn so ein Eingriff betrifft ausnahmsweise mal alle sozialen Schichten.

GFN: Genug Trübsal geblasen! Was steht an für 2012 - ausser eurem 2ten (!) Auftritt bei uns auf dem Jubiläums Szenemarkt am 11. Februar 2012?

ATA: 2012 wird für uns spannend und abwechslungsreich. Neues Album, neue Konzerte, neue Erfahrungen... mit Spaß bei der Sache, und ich denke das wird man auch bei Euch sehen.  Und wenn alles klappt, auch bei den Besuchern des Szenemarktes, denen wir gerne nochmal einen schönen Nachmittag bereichern möchten!

GFN: Ein paar abschliessende Worte an unsere Leser von euch (freiwillig)?

ATA: Wir würden uns natürlich freuen, so viele Leser wie möglich als Hörer beim nächsten Szenemarkt begrüßen zu dürfen. Oder auch persönlich kennen zu lernen, schließlich haben wir unseren letzten Auftritt im Rahmen des Szenemarkter auch als sehr offene und freundliche Veranstaltung in Erinnerung.
Ansonsten danken wir allen, die bis hierhin gelesen haben, für die Aufmerksamkeit!

GFN: Vielen dank für das Interview! Wir sehen uns spätestens auf dem Szenemarkt im PULP!

ALL THE ASHES im Web: http://www.alltheashes.de